Aus aktuellem Anlass äußern sich der DFB und der HFV zu den Vorkommnissen.
Hintergrund: Am letzten Oktoberwochenende hat bei einem Herrenspiel ein 28 jähriger Spieler nachdem er die Rote Karte gesehen hatte den 22 jährigen Schiri bewusstlos geschlagen.
Am 30. Oktober schrieb der DFB dazu…
Liebe Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter,
stellvertretend für den gesamten Deutschen Fußball-Bund zunächst ein erneutes, ein großes Dankeschön an Sie, Euch alle. Für Ihren Einsatz, der so grundlegend ist für unseren Sport. Die Formel ist simpel: ohne Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen kein Fußball. Mit Ihrem Engagement ermöglichen Sie es erst, dass andere gemeinsam die Freude und den Spaß am Fußball erleben können. Vom Nachwuchsbereich über die Aktiven-Mannschaften bis hin zu den Ü-Teams, von der Kreisklasse bis in die Bundesliga. 80.000 Spiele werden deutschlandweit Woche für Woche angepfiffen, 80.000 Mal durch einen Schiedsrichter, eine Schiedsrichterin. Wir wissen ganz genau: Ohne Sie, ohne Euch geht es nicht!In einer Zeit, in der sich das gesamtgesellschaftliche Problem der offenen Respektlosigkeiten gegen Ordnungsinstanzen leider immer mehr auch auf den Fußballfeldern unserer Nation wiederfindet, wollen wir Ihnen noch einmal ausdrücklich unsere Solidarität bekunden und unsere Unterstützung zusichern. Die zahlreichen Gewalttaten, Respektlosigkeiten und Übergriffe gegen Schiedsrichter auf den Amateurplätzen schockieren auch uns, wir sind bestürzt, fassungslos und betroffen. Jeder Vorfall ist einer zu viel, jede Form von Gewalt ist nicht akzeptabel. Angriffe auf den Schiedsrichter sind Angriffe auf den Fußball. Und das muss, da gibt es keine zwei Meinungen, aufhören!
Wir wollen nichts dramatisieren, aber eben auch nichts beschönigen. Die Zunahme an Gewalt und an Gewaltintensität – insbesondere gegenüber Ordnungsinstanzen – ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Das heißt aber nicht, dass wir uns wegducken und die Verantwortung an die Politik weiterreichen wollen. Wir als Fußball sind gefragt. Wir alle müssen alles tun, um unsere Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter zu schützen. Wir als Dachverband werden die Landesverbände und die Schiedsrichter–Ausschüsse uneingeschränkt bei allem unterstützen, was dazu dient, dass möglichst alle Fußballspiele in Deutschland wieder gewaltfrei stattfinden. Unser gemeinsames Ziel ist es, dass sich die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter wieder sicherer fühlen können.
Für uns heißt das, dass wir gemeinsam mit den Landesverbänden die Ursachen analysieren müssen, damit in unseren Landesverbänden schnell und unbürokratisch gehandelt werden kann. In den Landesverbänden gibt es nicht erst seit gestern viele Initiativen zur Reduzierung der Gewalt und zum Schutz der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Hier gilt es, zu erheben, welche Maßnahmen besonders wirkungsvoll und schnell umzusetzen sind und welche nur geringen oder keinen Effekt haben. Und selbstverständlich sind Straftäter konsequent im Rahmen der Sportgerichtsbarkeit zu bestrafen.
Liebe Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, wir versichern Ihnen: Wir lassen Sie nicht allein!Der Fußball kann nicht alle Probleme unserer Gesellschaft lösen. Gefragt ist nicht nur die Sportgerichtsbarkeit, sondern vor allem Polizei, Justiz und auch die Politik. Fußballplätze sind keine rechtsfreien Räume. Angriffe auf Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sind Delikte gegen die körperliche Unversehrtheit und als solche auch nach den Paragrafen des Strafgesetzbuches zu ahnden. Unser Appell geht daher auch in diese Richtung: Von den Staatsanwaltschaften und der Polizei wünschen wir uns mitunter einen größeren Ermittlungseifer, wenn es um Straftaten auf dem Fußballplatz geht.
Fußball ist die schönste Nebensache der Welt – auch für Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Es ist ein unerträglicher Zustand, dass zahlreiche Unparteiische in Deutschland mit einem Gefühl der Angst zu Fußballspielen fahren und froh sind, bestimmte Spiele hinter sich zu haben. Genau wie die Spieler sollten auch die Referees mit einem Gefühl der Vorfreude den Einsätzen entgegenfiebern. Es macht Spaß, Spiele zu leiten, es macht Spaß, Entscheidungen zu treffen, es macht Spaß, auf dem Platz zu stehen und mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten umzugehen.
Es macht Spaß, Schiedsrichter zu sein. Und zum Glück, liebe Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, empfinden Sie das genauso. Unsere Wertschätzung für das, was Sie unserem Sport geben, könnte nicht größer sein. Wir sind stolz auf unsere Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter! Und Sie können stolz sein! Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, ein Spiel in die richtigen Bahnen zu leiten, Kompetenz und Fingerspitzengefühl sind gefragt, Empathie und Willensstärke. Und Sie machen das großartig!
Es wäre fatal, wenn die schlimmen Vorfälle der vergangenen Wochen dazu führen würden, dass Sie die Begeisterung für die Schiedsrichterei verlieren. Wir wünschen uns, dass Sie Ihrem Hobby weiter mit großer Freude nachgehen und dass Sie andere mit Ihrer Leidenschaft anstecken.
https://www.dfb.de/news/detail/angriffe-auf-schiris-das-muss-aufhoeren-209518/
Vielen Dank für alles, was Sie für den Fußball in Deutschland leisten!
Fritz Keller (Präsident)
Dr. Rainer Koch (1. Vizepräsident)
Ronny Zimmermann ( Vizepräsident Schiedsrichter )
Dr. Friedrich Curtius (Generalsekretär)
Am 31. Oktober schrieb der HFV zum Thema…
An alle hessischen Fußballvereine
Liebe Fußballfreunde in Hessen,
am vergangenen Wochenende kam es bei der Begegnung Fr. Spvgg Münster gegen TV Semd in der Kreisliga C Dieburg zu einem erschütternden Gewaltvorfall: Der 22-jährige Schiedsrichter dieser Partie wurde nach einem ausgesprochenen Feldverweis gegen einen 28-jährigen Spieler von diesem brutal niedergeschlagen. Der Schiedsrichter war zunächst bewusstlos und wurde zur weiteren Behandlung mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen.
Wir wünschen Dir, lieber Nils, dass Du schnell wieder gesund wirst, bei Deiner Familie sein kannst und den schlimmen Vorfall auch verarbeitest. Bei Deinem Genesungsprozess wollen wir Dich gerne begleiten und unterstützen.
Darüber hinaus bedanken wir uns bei denjenigen, die dem verletzten Unparteiischen Erste Hilfe geleistet und den Rettungsdienst alarmiert haben.
Der Hessische Fußball-Verband ist schockiert über diesen neuerlichen Vorfall körperlicher Gewalt gegen unsere Schiedsrichter. Leider ist dies aktuell nicht der einzige Fall von Gewalt – sei es verbal oder sogar körperlich – gegen unsere Unparteiischen. Wir werden diese Auswüchse an Gewalt nicht tolerieren, sondern mit aller Konsequenz und allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln sportgerichtlich dagegen vorgehen. Wenn nötig, die Strafmaßnahmen auch verschärfen. Zudem ist ein Fußballplatz kein rechtsfreier Raum. Angriffe auf Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sind Delikte gegen die körperliche Unversehrtheit und als solche auch nach den Paragrafen des Strafgesetzbuches zu ahnden.
Es gilt ganz klar: Wer sich nicht an die Spielregeln hält und den Grundsatz des Fair Play ignoriert, hat bei uns keinen Platz!
Wir finden uns heute in einer Zeit wieder, in der sich das gesamtgesellschaftliche Problem der offenen Respektlosigkeiten gegen Ordnungsinstanzen leider auch zunehmend auf den Fußballfeldern widerspiegelt. Wir stehen dabei an der Seite unserer Schiedsrichter. Jeder Vorfall ist einer zu viel, jede Form von Gewalt, psychischer oder physischer Art, ist nicht akzeptabel. Angriffe auf unsere Schiedsrichter sind Angriffe auf unseren Fußball. Und das muss, da gibt es keine zwei Meinungen, aufhören!
Wir können bei diesem Thema auch nicht die Verantwortung einfach an die Politik weiterleiten, wir als Fußballer sind alle gemeinsam gefragt. Wir alle müssen alles tun, um unsere Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter zu schützen. Der Hessische Fußball-Verband wird auch die Schiedsrichter-Ausschüsse uneingeschränkt bei allem unterstützen, was dazu dient, dass möglichst alle Fußballspiele gewaltfrei stattfinden. Wir lassen unsere Schiedsrichter nicht alleine! Das gemeinsame Ziel aller Fußballer und Funktionäre muss es sein, dass sich die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter auf unseren Fußballplätzen sicher fühlen können.
Wir alle wissen, dass wir ohne Schiedsrichter keinen Spielbetrieb aufrechterhalten können. Der Trend, dass unsere Schiedsrichterzahlen sinken, ist sichtbar. Gewiss spielen dabei auch weitere Faktoren eine Rolle. Wenn aber unsere Unparteiischen, die ohnehin ein dickes Fell haben müssen, im Rahmen des Spiels so verbal oder körperlich angegangen werden, dass sie aus Angst vor dem nächsten Spiel ihren Dienst an der Pfeife quittieren, ist es zu spät.
Wir appellieren an alle Vereine, sich bewusst zu machen, dass wir in eine zunehmend dramatischere Situation kommen und immer weniger Sportfreunde zukünftig bereit sein werden, sich als Schiedsrichter zur Verfügung zu stellen. Lassen sie es nicht soweit kommen und setzen sie gegen Spieler und Mitglieder, die sich nicht an Spielregeln und einen faireren Umgang halten, ein deutliches Zeichen!
Darüber hinaus möchten wir Ihnen unsere präventiven Maßnahmen ans Herz legen. Unser Netzwerk von Fair Play Hessen setzt sich gerne mit Ihnen und Ihren Spielern an einen Tisch, auch oder gerade, wenn diese Schwierigkeiten haben, sich sportlich fair zu verhalten.
Setzen Sie als Verein ein deutliches Zeichen gegen Gewalt, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus. Werden Sie Mitglied bei Fair Play Hessen und nehmen Sie unsere präventiven Angebote an.
Es wäre fatal, wenn die schlimmen Vorfälle der jüngeren Vergangenheit dazu führen würden, dass Schiedsrichter die Begeisterung für ihr Hobby verlieren. Der Hessische Fußball-Verband möchte erreichen, dass Schiedsrichter dieser Tätigkeit mit großer Freude nachgehen und andere mit Ihrer Leidenschaft anstecken. Das wäre unser Wunsch für die Zukunft!
Wir werden Ihnen darüber hinaus in Regionalkonferenzen anbieten, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und konkrete Maßnahmen vorstellen, wie Sie selbst in Ihrem Verein mit Ihren Spielern, Mitgliedern und Zuschauern für mehr Fair Play werben können.
Des Weiteren fordern wir Sie auf, in Ihrem Verein die satzungsrechtlich verankerten Schiedsrichterbeauftragten nicht nur auf dem Papier zu benennen, sondern diese auch aktiv einzubinden, damit sie für unsere Schiedsrichter tätig werden können. Es gibt viele gute Beispiele in Hessen, die belegen, dass sich dadurch das Verständnis für die Schiedsrichtertätigkeit deutlich verbessert hat. Der regelmäßige Kontakt zu Ihren vereinseigenen Schiedsrichtern und zur örtlichen Schiedsrichtervereinigung ist dabei sicherlich sehr hilfreich. Nehmen Sie daher die Einladungen unserer Schiedsrichtervereinigungen an. Nur Miteinander können wir unseren geliebten Fußball als Sportart Nummer eins behalten.
Respekt, Anstand und Fair Play sind Grundsätze, die überall gelten müssen – auch auf unseren Sportplätzen. Setzen Sie mit uns ein klares Zeichen bei jedem Spiel: Gewalt, egal ob verbal oder körperlich, hat beim Fußball nichts verloren. Lassen Sie uns als hessische Fußballfamilie deutlich machen: Hessens Fußball ist gewaltfrei!
Mit sportlichen Grüßen
Stefan Reuß (Präsident)
offener Brief HFV
Torsten Becker (Vizepräsident)
Ralf Viktora (Schatzmeister )
erd Schugard (Vorsitzender des Verbandsschiedsrichterausschusses)
Share this content: