Die Gedanken eines Jugendleiters

Der Nachfolgende Text ist von Herrn Günther, Jugendleiter vom SV07 Heddernheim und nach wie vor aktuell…

 


Wichtige Elterninformation

Dieser Text wendet sich an alle Eltern, die die Erziehung ihrer Sprösslinge nicht gänzlich dem Fernsehen überlassen wollen, einem Medium, das täglich tausende von Bildern und Sequenzen in unsere Kinder hineinpumpt, aber keine Möglichkeit bietet, diese Bilderflut abzuarbeiten. Mit einem TV-Gerät ist nur schlecht zu diskutieren. Dieser Text wendet sich an alle Eltern, die noch nicht vor dem galoppierenden Werteverfall resigniert haben, sich aber fragen, wie sie zur psychischen Stabilisierung ihrer Kinder beitragen können. Dieser Text wendet sich an alle Eltern, die am Leben ihrer Kinder aktiv teilhaben wollen. Dieser Text wendet sich an alle Eltern, die ihre Kinder nicht als Last wahrnehmen, sondern sich der Verantwortung stellen möchten, ihren Kindern Regeln und Wertvorstellungen zu tradieren. Dieser Text wendet sich nicht an Eltern, die so abgestumpft sind, dass ihnen ALLES egal ist. Nichtsdestotrotz wäre es begrüßenswert, wenn andere Webmaster diesen Text kopieren und auf ihren Seiten anbieten würden!


Die Gedanken eines Jugendleiters

Hand aufs Herz:

Wie oft haben Sie Ihren Sohn/Ihre Tochter schon zum Spiel begleitet? Wie oft haben Sie gesehen, mit welcher Begeisterung er/sie Fußball spielt, zu dribbeln versucht wie Klose, Gegenspieler kaltstellt wie Mats Hummels, kluge Pässe schlägt wie Ballack oder Superparaden zeigt wie Manuel Neuer ? Haben Sie Ihren „Fußballstar“ nach verschuldetem Elfmeter oder bitterer Niederlage schon mal getröstet, Tränen abgewischt, aufgemuntert und zu neuem Einsatz angespornt? Haben Sie sich vielleicht auch schon mal lautstark über das unfaire Spiel des Gegners und über die Ungerechtigkeit des Schiedsrichters aufgeregt? Sollte der Trainer nicht endlich mal die Aufstellung ändern? Haben Sie all dies live erlebt – oder erfahren Sie davon nur aus Erzählungen – falls Ihr Kind überhaupt den Mund aufkriegt und Sie sich interessieren?

Hand aufs Herz:

Kennen Sie eigentlich den Trainer Ihres Kindes? Wie viele Worte haben Sie schon mit ihm gewechselt? Kennen Sie die Sorgen und Nöte, die er hat, wenn er z.B. zu Auswärtsspielen fahren muss und nur mit seinem eigenen Auto dasteht? Wie enttäuscht er ist, wenn wieder mal die Informationen an die Eltern nicht gelesen wurden – vielleicht, weil sie gar nicht abgegeben wurden, aber auch gar nicht abgefragt wurden? Wissen Sie, was das sonst noch für Menschen sind, die im Verein Verantwortung haben und Einfluss nehmen auf Ihr Kind, es in seiner Entwicklung begleiten und auch prägen? Kennen Sie die Mannschaftskameraden und -kameradinnen, die Freud´ und Leid´ mit Ihrem Nachwuchs teilen?

Hand aufs Herz:

Kriegen Sie mit, wenn Ihr Liebling gar nicht zum Training erscheint, sich aber zu Hause verabschiedet hat mit Zielangabe Fußballplatz? Informieren Sie den Trainer, wenn das Training durch Krankheit oder ähnliches nicht besucht werden kann? Ahnen Sie, wie wichtig eine zuverlässige Trainingsbeteiligung ist für eine Mannschaft, die erfolgreich sein möchte, in der alle ihre Freude am Fußballspiel haben wollen? Oder glauben Sie, mit 5 oder 6 Spielern macht das Training mehr Spaß

Hand aufs Herz:

Haben Sie schon mal die Idee gehabt, dass der Trainer Ihre Hilfe gebrauchen könnte – oder meinen Sie, mit dem Mitgliedsbeitrag sei sein Einsatz – ca. 7 – 10 Wochenstunden stellt er zur Verfügung, ohne Telefonate, Jugendsitzungen, Turniere … – so reichlich entlohnt, dass Mithilfe nicht notwendig ist? Schließlich ist das ja nicht Ihr Problem!?

Hand aufs Herz:

Sind Ihnen Eltern- und Kennenlehrnabende nicht sowieso verhasst und eigentlich überflüssig – schließlich ist Ihr Kind doch bestens aufgehoben, und es klappt doch weitgehend alles?

Warum all diese Fragen?

Vielleicht sollten wir voller Stolz sagen: Unsere Eltern haben so viel Vertrauen zum Verein und seinen Mitarbeitern, dass sie uns ihre Kinder blind geben und ganz sicher sind, dass für uns kein Problem zu groß ist? Ich glaube, damit hätten Sie sogar weitgehend Recht – und trotzdem:

Ich finde es erschreckend, dass immer mehr und immer jüngere Kinder bei uns ankommen, deren Eltern wir nicht kennen lernen – oder allenfalls bei der Anmeldung zu sehen kriegen!

Ich finde es erschreckend, wie wenige Eltern sich anscheinend für den sportlichen Werdegang ihrer Kinder interessieren – sonst würden wir sie öfter auf dem Platz sehen.

Ich finde es erschreckend, dass viele gar nicht wissen wollen, wer mit ihren Kindern zu tun hat, welche Personen und Charaktere ihre Kinder beeinflussen und prägen.

Ich finde es erschreckend, dass für so manchen der Sportverein eine gute Aufbewahrungsstätte ist, die das ja so selbständige Kind auch allein erreichen kann oder wo man es allenfalls mal eben absetzt und dann schnell verschwindet – man hat ja so wenig Zeit!

Ich finde es erschreckend, dass wir immer mehr Kindern hinterher telefonieren müssen, damit sie ihre Zusage einhalten und die Mannschaft nicht im Stich lassen, dass das Mitmachen immer unverbindlicher wird! Mannschaftssport lebt aber nun mal von der Zuverlässigkeit und Einsatzfreude seiner Teammitglieder!

Ich finde es erschreckend, dass es für Eltern nicht mehr selbstverständlich ist, zu Auswärtsspielen mitzufahren – in Absprache und nicht alle jedes Wochenende -, sondern es dem Verein überlassen bleibt, seine Transportprobleme zu lösen!

Ich finde es erschreckend, wie viele Eltern die sportlichen Aktivitäten und Erlebnisse ihrer Kiddies nicht miterleben! Diese Eltern verpassen wesentliche Teile im Leben ihrer Kinder! Sie verspielen die Chance, am sportlichen Leben ihrer Kinder teilzuhaben, Freud und Leid mitzutragen, gemeinsam zu jubeln oder zu trauern. Sie verpassen die Möglichkeit, sie anzuspornen, ihre Einsatzfreude zu steigern, sie für ihre Leistung zu loben oder aufzumuntern, wenn es nicht läuft. Das aber ist so wichtig – für Ihr Kind und für Sie! „Kinder stark machen“ – das geht nicht gegen oder ohne die Eltern, sondern nur mit ihnen! Eine Jugendabteilung mag noch so gut sein – sie ist und bleibt auf die Mithilfe der Eltern angewiesen – egal wie alt die Kinder sind oder wie selbständig! Und daran wollen wir auch gar nichts ändern, denn erst im engen Kontakt mit den Erziehungsberechtigten können auch die Vereinsmitarbeiter ihrer Aufgabe voll gerecht werden, können Eigenheiten der Kinder erfahren, Hintergründe berücksichtigen und gemeinsam mit den Eltern Kinder zu einem Leben anleiten, das sie so stark machen soll, dass sie aus eigener Kraft Nein sagen können zu Alkohol, Nikotin und Drogen!

Darum: Kommen Sie und machen Sie nach Ihren Möglichkeiten mit! Es gibt so viel zu tun – und wir könnten so viel noch besser machen!

In freudiger Erwartung Ihrer Reaktion grüße ich Sie alle sehr herzlich,

Ihre Jugendleitung

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